Nachlese 9. Deutsches Kinderhospizforum - „Kinder- und Jugendhospizarbeit braucht Verbündete“

„Mitten in der Gesellschaft – Kinder- und Jugendhospizarbeit als gesellschaftlicher Impulsgeber“: Das Leitthema des 9. Deutschen Kinderhospizforums unter der Schirmherrschaft von Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach im Haus der Technik in Essen war Programm.
Eröffnung Deutsches Kinderhospizforum, Globisch, Kiwitt, Jacob, Käßmann, Hillmann
(v.l.): Marcel Globisch, Petra Kiwitt, Vorstände des DKHV e.V., Julia Jacob, 1. Bürgermeisterin der Stadt Essen, Prof. Dr. Margot Käßmann, Pfarrerin im Ruhestand, Thorsten Hillmann, Leiter der Deutschen Kinderhospizakademie.

Mehr als 450 Teilnehmende und Referent*innen tauschten sich zwei Tage lang intensiv aus. Außerdem wurde der Deutsche Kinderhospizpreis für außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement in der Kinder- und Jugendhospizarbeit an Wolfgang Brünker aus Düsseldorf verliehen.

Eröffnet wurde das 9. Deutsche Kinderhospizforum von den jungen Menschen mit lebensverkürzender Erkrankung selbst. Gemeinsam mit ihren ehrenamtlichen Begleitern*innen nahmen sie die Zuschauer*innen dank eines Auszugs aus dem „Karneval der Tiere“ mit auf den Grund des Meeres – und ernteten stehende Ovationen und tosenden Applaus. Marcel Globisch und Petra Kiwitt, Vorstände des Deutschen Kinderhospizverein (DKHV e.V.), und Thorsten Hillmann, Leiter der Deutschen Kinderhospizakademie, näherten sich dem Motto aus drei Blickwinkeln. Petra Kiwitt blickte aus ihrer persönlichen Sicht als Mutter auf das Thema, Marcel Globisch legte den Schwerpunkt auf den gesamtgesellschaftlichen Kontext und Thorsten Hillmann gab einen Ausblick auf die folgenden zwei Tage.

Julia Jacob, 1. Bürgermeisterin der Stadt Essen, fand in ihrem Grußwort treffende Worte: „Sie sorgen mit Ihrer Arbeit dafür, dass Tod und Trauer keine Tabuthemen mehr sind, sondern darüber gesprochen wird und holen das Thema so in die Mitte der Gesellschaft.“ Prof. Dr. Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister, schickte eine Videobotschaft: „Kein Gesetz der Welt kann das Schicksal der Familien in die Mitte der Gesellschaft rücken, aber der Kinder- und Jugendhospizarbeit gelingt es, genau diese Brücke zu bauen.“

Impulsvortrag von Prof. Dr. Margot Käßmann

„Da sagt einer meiner Enkel beim Schaukeln: ,Du bist schon alt, Omi, irgendwann stirbst du.‘ Offensichtlich ist er gespannt auf meine Reaktion: ,Ja‘, sage ich. ,Ich werde sterben, wie meine Mama und meine Omi gestorben sind. Und du wirst vielleicht auch einmal alt werden und Opa sein. Und du wirst irgendwann auch sterben.‘ ,Tja Omi, sagt er weise. ,So ist das Leben!‘“.

Mit diesem Beispiel aus ihrem Alltag als Oma startete Prof. Dr. Margot Käßmann, Pfarrerin im Ruhestand, in ihren beeindruckenden Impulsvortrag. Ihre Botschaft: Menschen tragen wir im Herzen. Liebe ist die Brücke zum Tod. Stehende Ovationen und tosender Applaus erschütterten nach diesen Worten Saal A im Haus der Technik.

Der Preisträger des Deutschen Kinderhospizpreises: ein Herzensmensch

„Leichtigkeit, ist ein Begriff, der dein Wirken, lieber Wolfgang, passend beschreibt“, freute sich Marcel Globisch, DKHV-Vorstand, sichtlich bei der anschließenden Verleihung des 9. Deutschen Kinderhospizpreises. Preisträger Wolfgang Brünker ist ehrenamtlicher Mitarbeiter und Urgestein des Ambulanten Kinder- und Jugend-hospizdienstes Düsseldorf sowie der Deutschen Kinderhospiz-akademie. Außerdem ist er langjähriges Mitglied des Ehrenamtsrates.

Die Jury begründete ihre Entscheidung so: „Wolfgang Brünker ist eine Bereicherung für die Kinder- und Jugendhospizarbeit. Er ist ein Herzensmensch, der alle Facetten, für die dieser Preis steht, abdeckt.“ Wolfgang Brünker nahm den Preis entgegen und schloss mit den Worten: „Es ist immer eine riesige Freude, sich auf die Jugendlichen einzulassen“.

450 Teilnehmende – 12 Foren – 12 Vorträge – 4 Podiumsdiskussionen

Das Forum bot zwei Tage lang einen Überblick über die vielfältigen Betätigungsfelder der in diesem Themenbereich engagierten Einrichtungen. Es begegneten sich Theorien der Wissenschaft, Fragen der Arbeitspraxis und Erfahrungen aus der Lebenswirklichkeit betroffener Familien.

Die Folgen des Fachkräftemangels in der Pflege und des Intensivpflegegesetzes wurden mehrfach thematisiert. „Die jungen Menschen mit lebensverkürzender Erkrankung sind auf entsprechende pflegerische Versorgung angewiesen, um alltägliche Dinge erleben zu können, wie z. B. Freunde zu treffen, zur Schule zu gehen oder ein Konzert zu besuchen“, betonte Marcel Globisch.

Sabrina Lorenz, Poetry-Slammerin und Autorin, lebt mit einer chronischen Erkrankung und berührte das Publikum mit ihrem Slam „Hauptsache glücklich“.

„Die Wahrheit ist: Genau darum geht es gerade in der Kinder- und Jugendhospizarbeit: Nicht zu retten und nicht zu heilen, sondern einander zu helfen und gemeinsam zu verweilen. Es geht um Begleitung und dabei bleibe ich in meinem Leben selbst die Leitung.“ Der Slam wird zukünftig in allen Qualifizierungskursen für Haupt- und Ehrenamt fester Bestandteil sein, verkündete Globisch im Abschlussplenum.

In diesem griff Thorsten Hillmann den Aufruf von Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen und Referent auf dem Deutschen Kinderhospizforum, auf: „Jürgen Dusel sagte in seinem Vortrag: Inklusion braucht Verbündete. Ich möchte dies ergänzen: Kinder- und Jugendhospizarbeit braucht Verbündete. Hier in Essen haben wir so viele Verbündete zusammen – lasst uns gemeinsame Sache machen!“. Der folgende musikalische Beitrag „Eine Welt, eine Heimat“ (Adel Tawil), live gesungen von Ibrahim Abdel Monem, einem lebensverkürzend erkrankten jungen Menschen, traf Hillmanns Worte auf den Punkt.

Jördis Tielsch, Botschafterin der Deutschen KinderhospizSTIFTUNG, und Gitarrist Ian Alexander Griffiths setzten mit Songs, wie u.a. „Das Glück liegt in den kleinen Dingen“, zum Abschluss musikalische Akzente und sorgte für einen stimmigen Schlussakkord.

Das 10. Deutsche Kinderhospizforum findet im November 2025 statt.

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