In der japanischen Kultur steht die Kirschblüte für Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit. Von Schönheit war nicht viel zu sehen, als ich in den 1980er-Jahren in der Bonner (Inneren) Nordstadt wohnte, sie war ein graues Arbeiterviertel: die Häuser ohne Vorgärten, die Bürgersteige eingezwängt zwischen Fassaden und zugeparkten Straßen. Im Rahmen der Stadtteilsanierung wurde der Durchgangsverkehr aus dem Viertel gezogen, die Straßen aufgepflastert und mit römischen Säulen und Grabsteinen aufgelockert. Und es wurden (als Zeichen des Aufbruchs?) japanische Zierkirschen gepflanzt, die nun Jahr für Jahr vor allem Heer- und Maxstraße so zum Blühen bringen, dass selbst japanische Touristen im April Bonn besuchen, um die hiesige Kirschblüte zu sehen. Selbst auf der Facebook-Seite "Places to see before you die" bekam sie einen Eintrag! Kein Wunder, dass die ansässige Gastronomieszene das Viertel mittlerweile marketingtauglich "Altstadt" nennt.
Und auch unsere Jubiläumskerzen haben ihren Weg dorthin gefunden; die Kerzen, die Licht und Wärme symbolisieren, aber eben auch Vergänglichkeit. So wie die Kirschblüte, wenn sie ihre Schuldigkei getan hat. Aber dafür kommt dann ja der Frühling!